Persönliches von einem Konzert

Jedes Schuljahr kommen neue Kolleginnen und Kollegen an unsere Schule, an der ich nun schon seit 97 unterrichte. Dieses Jahr bekamen wir eine Kollegin, von der ich zufällig erfuhr, dass sie sehr gut Geige spielt. Das ist an unserer Schule wirklich etwas besonderes. Ich fragt sie also, ob wir nicht zusammen etwas musizieren könnten mit Violine und Klavier, und wir probierten einiges aus, schließlich entschied ich mich für ein Stück von Johannes Brahms, das ich in meiner Studentenzeit schon mal geübt hatte und das ich so schön finde, dass es mir Schauer durch den Körper jagt, wenn ich nur daran denke.

Wir machten uns also mit Feuereifer an die Arbeit – oder ans Spiel? nein, ans Üben, und nach vielen Stunden zu Hause und einigen Stunden Proben zusammen fängt es langsam an gut zu klingen, so wie es in unserem Kopf schon klingt. Und ein Ziel hatten wir auch, das Weihnachtskonzert unserer Schule. Dieses ist ein Konzert, das schon ein paar mal veranstaltet wurde und wo viele Schülerinnen und Schüler sich gerne beteiligen und etwas vortragen möchten. Als Musiklehrer habe ich mit meinen KollegInnen die Aufgabe für das Programm zu sorgen. Ich dachte also, dieser Brahms würde ein Highlight für das Weihnachtskonzert – so etwas  gab es bei uns noch nie.
     Nun kommt meine Kollegin, die Violine und sagt zu mir, sie hat es sich ernsthaft überlegt, und sie tritt nicht auf. Das ist natürlich ein harter Schlag für mich, aber ich muss sagen, aus ihrer Sicht hat sie vollkommen recht. Das ist ein Stück, was uns beide vom Können her in jeder Hinsicht bis an unsere Grenzen bringt. Das bedeutet, wir geben hier unser äußerstes. Nicht nur körperlich, es ist technisch schwer zu spielen, das mag noch angehen, aber auch seelisch. Man legt ja sein ganzes Gefühl in so ein Stück, damit es überzeugend gespielt wird. Dann hat man ein Publikum, was das nicht nur nicht würdigt, sondern was das vielleicht nicht mal gerne hören will. Auch ist es fast das einzige klassische Stück. Ein Duo aus Schülern wird ein klassisches Werk aufführen, alles andere ist Pop. Ohne Lautsprecheranlage würde nicht viel zu hören sein.
     Ich bin wirklich im Zwiespalt. Auf der einen Seite geht es mir genauso, dass ich oft wütend bin, wenn ich etwas von mir gebe, was mir wichtig ist, was dann von Schülern oft achtlos herabgewürdigt wird.

Auf der anderen Seite, wenn man es nicht immer wieder versucht, dann gibt man ihnen ja nicht einmal die Chance, und es gibt doch immer wieder auch einige, bei denen etwas auf fruchtbaren Boden fällt und lohnt es sich nicht nur für die, auch wenn es noch so wenige sind?
     Jeder muss das letztendlich mit sich ausmachen auch, wie viel Kraft er aufbringen kann und will. Denn das ist es letztendlich – es braucht viel Kraft, sich so ein dickes Fell zuzulegen, unempfindlich zu sein, gegen die Menschen, denen die Wahrnehmung, die Sensibilität oder einfach die Motivation fehlt und gleichzeitig sich selber die Sensibilität, Motivation und Wahrnehmungsfähigkeit zu erhalten ohne sich ganz in sich selber zurückzuziehen. Immer wieder raus zu gehen und es wieder zu versuchen. Das ist sehr anstrengend aber manchmal lohnt es sich auch.

Mein erster Antrag

Einen Antrag für die Landesdelegiertenversammlung kann ein einzelner nicht stellen. Es muss eine Gruppe von 10 Mitgliedern sein, eine Landesarbeitsgemeinschaft, ein Kreisverband, der Vorstand…
Seit ich mal in einer brechend vollen Kirche saß – es war Konfirmation, vor eineinhalb Jahren-,  wo bei den Kirchenliedern fast niemand sang, rumorte es in mir. Es muss etwas passieren, keiner singt mehr, nicht mal in der Kirche, nicht mal in einer Region, wo ich gedacht hätte, das ist die Wiege der Kultur (Heidelberg). Ich erlebe es ja schon täglich in der Schule, dass viele Kinder kaum sinnlich – körperliche Erfahrungen mit ihrer Stimme gemacht haben und daher beispielsweise ihr Stimmumfang sehr eingeschränkt ist. Auf der anderen Seite erlebe ich auch eine Begeisterung für Musik, allerdings die, die aus den Lautsprechern kommt, weniger die selber gemachte. Selbst gemachte Musik klingt immer unperfekt im Vergleich zu der – häufig auch noch von Computereffekten aufgepäppten Musik, die Jugendliche täglich umgibt.
Es scheint mir, dass Musik selber machen immer weniger wird überall um mich herum. Nicht nur bei uns Grünen ist Musik mehr so ein Verzierungsding- nice to have, nicht wichtig. Dann kam noch die Aussage im Radio dazu, von einem berühmten Komponisten, der verkündete, als Musiker könne man die Grünen nicht wählen. Aus seiner Sicht kann ich das sehr gut verstehen. Aber keinesfalls kann ich mich damit abfinden.
Mein Anliegen also war es, mehr Grüne Musiker müssen heranwachsen, und da fangen wir am besten in der frühen Kindheit an, also muss es ein Antrag sein, für ein Grundrecht auf Singen!

In der Landesarbeitsgemeinschaft Bildung stieß ich damit auf einige Resonanz. Ich bekam noch die Anregung zu einem Buch über die Transferwirkungen von musischer Bildung – danach hatte ich schon lange gesucht – endlich wissenschaftlich aufgearbeitet, was für jeden Musiker selbstverständlich wahrnehmbar ist!
(Christian Rittelmeyer: Warum und wozu ästhetische Bildung? Über Transferwirkungen künstlerischer Tätigkeiten. Ein Forschungsüberblick.)
Und mit viel Vorarbeit und ein wenig Zeit zur Diskussion wurde tatsächlich ein Antrag in der Landesarbeitsgemeinschaft Bildung verabschiedet, mit dem Auftrag, ihn in die LDV (Landesdelegiertenversammlung) einzubringen und noch einmal zu überarbeiten. Er wurde dann noch 3 mal überarbeitet, von verschiedenen Seiten kritisiert, was auch wieder zu Änderungen führte bis zur heutigen Version. Für den Einbringungsvortrag hatte ich 4 Minuten Zeit. Aus den Notizen, die ich in den Wochen zuvor gemacht hatte schrieb ich etwas zusammen, was ich solange kürzte, bis ich genau noch 4 Minuten hatte. Und nun bin ich stolz darauf, sagen zu können, dass wir Grünen mit überwältigender Mehrheit ein klares Bekenntnis zu mehr musikalischer Bildung beschlossen haben. Es ist nur ein Anfang, aber es ist einer!

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Über steigende Immobilienpreise und Wohnungsnot

Wer will aus viel Geld noch mehr Geld machen? Kauft am besten Immobilien. Viele haben das schon begriffen, sonst würden nicht die Immobilienpreise in attraktiven Lagen seit Jahren über jedes Maß steigen. Tatsächlich sind es nicht die Gebäude, die im Wert steigen, sondern die Grundstücke. Das führt zu absurden Situationen. Ich habe von einem alten Haus in bester Innenstadtlage gehört, renovierungsbedürftig, kann daher nicht vermietet werden. Die BESITZER wollen es nicht renovieren (zu teuer), wollen es nicht verkaufen (brauchen das Geld nicht), warum auch? Der Wert steigt ja auch so, sie verdienen Geld durch nichts tun, schaden aber damit der Gemeinschaft, weil die Gemeinde unter dem Mangel an Wohnraum leidet.

Es ist nicht der Verdienst eines BESITZERS von Grund und Boden, wenn der im Wert steigt. Der Bodenwert hängt von dem ab, was den Boden umgibt: Schulen, Kultureinrichtungen, Verkehrsanbindung u.s.w. sind alles Aufwendungen, die die Kommune für die Gemeinschaft von Steuergeldern gemacht hat. Ihr sollte daher auch der steigende Wert des Grundstücks zugute kommen.

Gerade wird über eine neue Grundsteuer verhandelt (in der Finanzministerkonferenz der Länder, FMK). Die Bundesländer streiten sich. Die Öffentlichkeit interessiert sich nicht dafür, obwohl es uns alle letztlich betrifft. Die Grundsteuer ist die größte Einkommensquelle aller Gemeinden und eine der ganz wenigen Steuern, die sie selbst erheben darf. Sie ist nicht sehr hoch, nur etwa pro Person im Schnitt 60 Euro im Jahr. Aber es ist wichtig, dass wir jetzt eine gute einfache Grundsteuer bekommen, die den Gemeinden die Steuerungsmöglichkeiten über den Grundbesitz zurück gibt und nicht ihnen auf die nächsten Jahrzehnte und länger die Kosten aufbürdet, während die Gewinne privatisiert werden!

“So seien die Preise in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Köln, München und Stuttgart seit 2008 um gut ein Drittel gestiegen” “In einigen Städten gebe es eine Überbewertung in der Größenordnung von 20 bis 25 Prozent” (Die Rheinpfalz 26.11.14)

Ausverkauf: Deutschlands Grundbesitz in der Hand von Investoren aus aller Welt

Stellt euch nur mal vor, einige Großinvestoren aus dem Ausland kommen auf die Idee, dass ihr Geld am sichersten angelegt werden kann, indem sie attraktive Grundstücke in Deutschland kaufen, was passiert dann?
Die Grundstückspreise steigen, keine normale deutsche Familie, kann sich mehr ein Eigenheim kaufen. Die Mieten für Studenten und Geringverdiener, wie z.B. Erzieherinnen oder Polizisten müssen  bezuschußt werden, damit sie überhaupt in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen können. Die Häuser verfallen, denn die Besitzer haben kein Interesse an einer Wertsteigerung des Gebäudes, sondern nur des Grundstückes. Ist das so abwegig?

Und die Politik? Die Gemeinde?
sie ist machtlos und kann nur immer mehr bezahlen, um die Verwerfungen auszugleichen, bis ihr das Geld ausgeht.

Die Lösung?
Eine gute Grundsteuer B, die nicht die Gebäude, sondern Grund und Boden besteuert und damit der Gemeinde ihre Lenkungsmöglichkeiten zurückgibt.

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“In Montenegro, Kandidat für die EU und die Nato, sind mittlerweile 40 Prozent der Grundstücke in den Händen russischer Investoren, viele von ihnen sind Ministerien und staatseigene Betriebe, allen voran Gazprom.” (Die Zeit Nr. 48)